
Wir haben uns heute in einer der erbärmlichsten Ecken Guatemalas umgesehen. Zwischen den Zonen 1 und 6 verläuft die ehemalige Eisenbahnlinie, die quer durch das Land bis an den Pazifik führte. "La Linea" ist heute der Begriff für das Rotlichtviertel in Ciudad. Es ist widerlich, keimig und kreuzgefährlich. An einigen 100m des stillgelegten Gleises befinden sich auf beiden Seiten die kleinen Vergnügungsschuppen - eine Reihe garagenähnlicher Häuschen mit schmalen Türen und winzigen Kabinen dahinter. Es passt nicht mehr als ein Bett hinein, auf denen sich oft sehr üppige Damen präsentieren. Wer hier "arbeitet" gehört zur untersten sozialen Schicht dieses Landes. Für das Vergnügen bezahlen die Freier umgerechnet 2 bis 3 US-Dollar. Was für ein Hungerlohn!

Erstaunlich ist, wer die Dienste in Anspruch nimmt. Selbst Krawattenträger versüßen sich hier offenbar die Mittagspause. Wenn man genauer hinschaut, sieht man auch, für wen gearbeitet wird. Die Zuhälter haben stets ein wachsames Auge auf ihre Schäfchen. Und ich laufe mit einer Kamera in der Hand hier durch. So was nennt man lebensmüde. Dieses Stückchen Schiene gehört tatsächlich zu den gefährlichsten Gegenden in Guate. Freunde, denen wir anschließend davon erzählt haben, waren entsetzt.
Erst später habe ich erfahren, dass bei der Berlinale im Februar der Film "Estrellas De La Linea" aufgeführt wurde. Er handelt von Fußballerinnen - alle sind Prostituierte von La Linea - , die mit ihren Spielen auf ihre katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen aufmerksam machen wollen...
0 Comments:
Kommentar veröffentlichen
<< Home