Ciudad (1)

Der Verkehr in Ciudad ist tatsächlich chaotisch. Es ist Sonntag und die Straßen sind übervoll mit PKW, vor allem aber mit übel qualmenden Lastern und Bussen. Oft gilt das Recht des Stärkeren. Handzeichen zum Abbiegen, Hupen, Aufspringen auf Busse während der Fahrt - alles ganz normal. Wer hier nicht schnell genug ist, hat schon verloren. Die Stadt ist sehr unübersichtlich. Es gibt 21 Zonen, die sich nahezu spiralförmig um das Zentrum legen. Eine klare Struktur ist aber nicht zu erkennen. Die Beschilderung ist dürftig. Seit den 50er Jahren hat man es aufgegeben, den Straßen Namen zu geben. So gibt es größtenteils nur nummerierte Avenidas und Calles, die sich in den verschiedenen Zonen aber wiederholen. Man muss also eine ziemlich genaue Vorstellung haben, wo man hin will. Trotzdem habe ich nach einem halben Tag den Dreh raus und kann mich zumindest ganz grob orientieren...
Dank meines wenigstens einigermaßen ortskundigen "Reiseleiters" landen wir in Zone 1, dem historischen Zentrum der Stadt. Hier pulsierte und pulsiert immer noch das Leben. Allerdings haben sich Wohlhabende und auch viele öffentliche Einrichtungen von hier zurück gezogen. Die ehemals sicherlich sehr ansehnliche Bausubstanz verfällt. Die 6. Avenida wird von einer unübersehbaren Zahl von Ständen gesäumt, an denen alles verkauft wird, was man sich denken kann und mit denen man sich woanders nicht erwischen lassen sollte - z.B. Raubkopien aller Art und nachgemachte Markenklamotten.

Irgendwann werden einem Nichtsportler wie mir auch die Beine lahm. Mein Magen meldet sich. Ich bin heute noch nicht ganz so mutig und bleibe bei guter Deutscher Hausmannskost, einem Big Whopper von Burger King....
Am Abend gibt es dann tatsächlich ein vorzügliches Essen. Wir sind eingeladen beim Pastor der Epiphanias Gemeinde. Diese kleine evangelisch-lutherische Gemeinde ist religiöses und kulturelles Zentrum für etwa 150 Deutschstämmige in Ciudad. Das Gemeindehaus liegt in Zone 10 umgeben von einem gepflegten Garten (Jo., der Sohn des Pastors ist Hobbybotaniker und zeigt seine Schätze von der Kaffepflanze, über Bananenstaude bis zur gemeinen Brennnessel - extra aus Deutschland eigeflogen). Allerdings ist auch hier wieder alles von einer hohen Mauer umgeben....
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